Von der Idee zum fertigen Produkt
Mit nutzerzentrierten Methoden zum neuen Akku-Bohrhammer
Die Arbeit auf der Baustelle ist hart und schweißtreibend. Ein Ziel von Bosch Power Tools ist es, den Alltag für Profis leichter und sicherer zu machen. Um passende Lösungen anzubieten, müssen die Produktentwicklerinnen und -entwickler die Kundenwünsche genau kennen und wissen, vor welchen Herausforderungen diese stehen. Akshat Chand, Marketingverantwortlicher für Hämmer und Abbruchhämmer bei Bosch Power Tools, Holger Fröhling, Entwicklungsexperte und Fritz Schlegel, Entwicklungs- und Konstruktionsingenieur, erzählen stellvertretend für das gesamte Entwicklungsteam, wie der Prozess von der Idee zum Produkt aussieht.
Der direkte Kontakt zu Kundinnen und Kunden ist für das Entwicklungsteam entscheidend. „Wir gehen auf Baustellen und Messen, um uns mit Profis auszutauschen und ihre Arbeitsweise zu beobachten. Außerdem werten wir Online-Rezensionen und Reklamationen aus“, erklärt Akshat, Marketingverantwortlicher für Hämmer und Abbruchhämmer. Konstruktives Feedback ist dabei sehr hilfreich: Nur wer die Sorgen kennt, kann an möglichen Lösungen arbeiten. Das Team nutzt in der Produktentwicklung verschiedene UX-Methoden wie „Design Thinking“. Bei dieser agilen Methode werden fünf Phasen durchlaufen, wobei die Verwenderinnen und Verwender mit ihren Herausforderungen und Wünschen durchweg im Mittelpunkt stehen.
Phase 1: Beobachten, zuhören und verstehen
„In der ersten von fünf Phasen müssen wir zunächst genau beobachten und verstehen, welches Problem wir lösen wollen“, erklärt Akshat. So stellte das Entwicklungsteam eine Marktlücke fest: „Wir hatten bereits einen kompakten Akku-Bohrhammer im Einstiegssegment, jedoch ohne Staubabsaugung. Unsere größeren Bohrhämmer verfügten zwar über eine Staublösung, waren jedoch schwer und das Arbeiten mit ihnen anstrengend“, beschreibt Entwicklungsexperte Holger. Das war vor allem für Handwerkerinnen und Handwerker aus dem Elektrobereich herausfordernd, die etwa für die Installation von Lampen oder Rauchmeldern viel überkopf arbeiten. Gleichzeitig benötigten sie für ihre Anwendungen in der Regel weder die Leistung noch die großen Bohrdurchmesser der schweren Hämmer. „Dafür müssen sie in der Lage sein, viele Bohrungen durchzuführen und dabei fällt einiges an Staub an“, ergänzt Fritz, Entwicklungs- und Konstruktionsingenieur.
Phase 2: Ziel definieren und Ideen sammeln
Das Feedback und die Ergebnisse der Marktbeobachtung werden in der zweiten Phase zusammengetragen, sodass ein Gesamtbild entsteht. „Anschließend können wir aus den gewonnenen Erkenntnissen eine klare Fragestellung und Zieldefinition ableiten“, beschreibt Holger. So entstand in diesem konkreten Fall die Idee, einen kompakten Akku-Bohrhammer mit ansteckbarer Staubabsaugung zu entwickeln. Um sich dem neuen Produkt anzunähern, wird gemeinsam gebrainstormt: „Dabei stellen wir möglichst viele Fragen. Wichtig ist, offen zu bleiben und sich nicht zu sehr an bestehenden Lösungen zu orientieren“, weiß Fritz. Nur so können Innovationen entstehen. Gemeinsam fertigte das Team jede Menge Skizzen an. Die ersten Entwürfe können auf einem Blatt Papier entstehen, es werden aber auch plastische Objekte kreiert, zum Beispiel aus Knete. Eine Vielzahl von Ideen zu sammeln, ist typisch für den Design Thinking-Prozess. Akshat erklärt an einem Beispiel: „Wenn man zehn Leute fragt, wie ein Elefant aussieht, erhält man zehn unterschiedliche Antworten. Und dann zeichnet man einen Elefanten auf der Grundlage der verfügbaren Informationen und vergleicht die Entwürfe.“
Phase 3: Die Prototypen entwerfen
Auf diese Weise entstanden verschiedene Ansätze, wie der neue Bohrhammer aussehen könnte. Trotz der kreativen Freiheit müssen die Ideen auch einem Realitätscheck unterzogen werden. „Wir klären, ob die Entwürfe technisch umsetzbar sind und bauen auf dieser Basis mit Hilfe eines 3D-Druckers Prototypen“, skizziert Fritz den nächsten Entwicklungsschritt. Für dieses Projekt erarbeitete das Team insgesamt fünf vielversprechende Prototypen über einen Zeitraum von drei Monaten. Das Ganze fand aber nicht hinter verschlossenen Türen statt. Neben Feedbackrunden mit anderen Entwicklungsteams von Bosch Power Tools und enger Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen aus Hangzhou, China, wurden Eins-zu-eins-Interviews mit Verwenderinnen und Verwendern durchgeführt, bis sich ein Prototyp schließlich als Favorit herauskristallisierte.
Phase 4: Marktanalyse als Schlüssel
„Jetzt müssen wir sicherstellen, dass aus dem finalen Prototyp auch ein tatsächliches Produkt werden kann“, erklärt Fritz. Dazu gehört zum Beispiel, die technischen Daten wie Leistung, Gewicht oder den maximalen Bohrdurchmesser festzulegen. Welche Zusatzfunktionen sind sinnvoll? Braucht es ein integriertes LED-Licht oder eine Vibrationskontrolle? Und sind die Kundinnen und Kunden bereit dafür zu zahlen? „Um Fragen wie diese zu klären, haben wir zusammen mit unseren Kolleginnen und Kollegen aus der Marktforschung in umfangreichen Analysen fünf verschiedene Märkte unter die Lupe genommen“, so Akshat. Es gilt eine Lösung zu finden, die technisch funktioniert, den Nutzerbedürfnissen gerecht wird und gleichzeitig wirtschaftlich rentabel ist.
Phase 5: Vom Prototyp zur Marktreife
Als letzter Schritt wird der Produktionsprozess in den Blick genommen. Holger beschreibt: „In der Industrialisierungsphase gehen wir vom Prototyp zu verschiedenen Mustern über – sogenannte A-, B- und C-Muster – und kommen so dem Endprodukt Stück für Stück näher.“ Wieder ist die Kundensicht entscheidend, deshalb wurden sogenannte Feldtests durchgeführt. Das bedeutet, dass die Produkte unter realen Bedingungen neben dem Labor auch auf der Baustelle getestet werden – in diesem Fall in fünf Ländern. Das Feedback fiel überwältigend positiv aus, und als das Team den Akku-Bohrhammer GBH 18V-22 Professional mit der Staubabsaugung GDE 18V-12 Professional schließlich in den Verkauf brachte, war die Nachfrage groß. „Der neue Akku-Bohrhammer ist ein voller Erfolg und kommt bei den Profis super an“, freut sich Akshat. Für die besonders benutzer- und marktorientierte Produktentwicklung gewann das Team sogar den internen Bosch UX-Award.
Fazit
Die Bedürfnisse der Verwenderinnen und Verwender stehen für Bosch Power Tools bei der Entwicklung neuer Werkzeuge im Fokus. Am Beispiel des Akku-Bohrhammers GBH 18V-22 Professional und des GDE 18V-12 Professional Staubabsaugsystems wird deutlich, wie es gelingt, potenzielle Kundinnen und Kunden von der Idee bis zum Endprodukt erfolgreich in den Entwicklungsprozess einzubeziehen. Das Ergebnis: Ein kompakter Akku-Bohrhammer mit ansteckbarer Staubabsaugung, der eine Marktlücke schließt und Profis die Arbeit maßgeblich erleichtert.
Unsere Experten
Fritz Schlegel studierte in Berlin Maschinenbau mit dem Schwerpunkt auf Konstruktion und Produktentwicklung und begann seine Karriere in der Automobilbranche. Nach einigen Jahren wechselte er Ende 2018 als Konstruktions- und Entwicklungsingenieur zu Bosch Power Tools in ein Entwicklungsteam für Bohrhämmer. „Gemeinsam denken wir uns in komplexe Zusammenhänge und Problemstellungen ein und entwickeln innovative Lösungen, die wir dann in greifbare Prototypen umsetzen.“
Akshat Chand studierte in Indien Maschinenbau und Betriebswirtschaft und startete seine Karriere bei Bosch Power Tools im Marketing. Mittlerweile ist er seit über 13 Jahren für das Unternehmen tätig und arbeitete in verschiedenen Positionen in Indien, China und seit Ende 2021 in Leinfelden, zunächst als Produktverantwortlicher für Bohrhämmer und heute als Marketingverantwortlicher für Hämmer und Abbruchhämmer. „Wir arbeiten mit Herzblut und Begeisterung daran, bestmögliche Lösungen für unsere Verwenderinnen und Verwender zu entwickeln.“
Holger Fröhling studierte Mechatronik an der Technischen Hochschule Ulm und ist seit 2005 Teil von Bosch Power Tools. An der Entwicklung des GBH 18V-22 Professional und GDE 18V-12 Professional war er als Systemingenieur beteiligt. Inzwischen hat er die Rolle des Entwicklungsexperten inne. Was ihn an der Arbeit mit Hämmern begeistert? „Ich bin privat selbst Besitzer unterschiedlicher Hämmer und es fasziniert mich, was diese Werkzeuge leisten können.“