Zweite Chance für alte Gegenstände
Nachhaltigkeit und Expertise im Repaircafé
Was haben ein defekter Staubsauger, eine Retro-Lampe und ein alter Schallplattenspieler gemeinsam? Sie alle können im Repaircafé ein neues Leben erhalten. Neben ihrer Tätigkeit als Online Retail Marketing Managerin bei Bosch Power Tools in Frankreich widmet sich Carole Gouyet mit Herzblut dem Reparieren von Geräten. Die Französin gibt uns Einblick in ihr Ehrenamt und erzählt, wie sie dabei ihre Leidenschaft für Elektrowerkzeuge entdeckt hat.
Donnerstagabend, 18 Uhr in Vincennes, Frankreich. Eine elektrische Zahnbürste und eine defekte Kaffeemaschine warten auf Carole, die wie jede Woche ehrenamtlich im Repaircafé “Le Repaire de Vincennes” arbeitet. Ihre Aufgabe? Den Besitzerinnen und Besitzern zeigen, wie sie ihre Geräte reparieren können – aber auch selbst Hand anlegen, um die Reparaturen durchzuführen. Gegen eine geringe Jahresgebühr öffnet das Repaircafé seine Türen für all diejenigen, die ihren Gegenständen ein zweites Leben schenken möchten, aber nicht so richtig wissen, wie. Insgesamt 20 ehrenamtliche Tüftlerinnen und Tüftler wie Carole helfen mit ihrem technischen Wissen und handwerklichen Können dabei, die gebrauchten Gegenstände wieder in Gang zu bringen.
Vom Gaming zur DIY-Leidenschaft
Kreativ war Carole schon immer, doch ihre Faszination für Elektrowerkzeuge kam unerwartet. Vorher verbrachte sie ihre Zeit eher mit Beta-Tests von Videospielen oder dem Schreiben von Büchern. Elektrowerkzeuge von Bosch waren ihr zwar bekannt, aber erst als sie als Online Retail Marketing Managerin bei Bosch Power Tools begann und sich unter anderem um die Bearbeitung von Kundenrezensionen kümmerte, tauchte sie tiefer in die Vielfalt und Funktionsweise der Geräte ein. Richtig entfacht wurde ihre Leidenschaft schließlich durch interne Schulungen und Workshops. Sie lernte, die Werkzeuge selbst zu nutzen, und begann eigene DIY-Projekte umzusetzen. Bald wuchs ihre private Sammlung an Bosch-Werkzeugen – bis der Platz in ihrer Wohnung knapp wurde.
Learning by doing
Kurzerhand stellte sie ihre Werkzeuge dem lokalen Repaircafé als Leihgabe zur Verfügung. „Als das Team meine Sammlung sah, fragten sie, ob ich praktische Erfahrungen im Umgang mit den Werkzeugen hätte. Um ehrlich zu sein, hatte ich zu diesem Zeitpunkt aber nur kleine Heimwerkerprojekte umgesetzt“, erinnert sich Carole. Trotzdem übernahm sie direkt einen herausfordernden Fall: einen kaputten Spielzeug-Roboterhasen – und Caroles Neugier war geweckt. Doch obwohl der erste Reparaturversuch scheiterte, war der Funke übergesprungen: „Die Herausforderung hatte es mir angetan, etwas scheinbar Verlorenes wieder zum Leben zu erwecken.“ Seit diesem Tag ist Carole fester Bestandteil des Repaircafés, lernt von den erfahreneren Freiwilligen und vertieft jede Woche ihre Fähigkeiten.
Vielfalt im Repaircafé
Inzwischen unterstützt Carole das Team seit fünf Jahren. Im Repaircafé weiß man nie, wer als Nächstes durch die Tür kommt. Das Publikum ist vielfältig: von jung bis alt, Personen, die bei der Reparatur einfach nur Hilfe benötigen, aber auch Technikinteressierte, die selbst zu Expertinnen und Experten werden wollen. Für kreative Köpfe leitet Carole darüber hinaus samstags zwei spezielle Workshops: Einen mit den grünen Heimwerkzeugen von Bosch, bei dem die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht nur lernen, wie man die Elektrowerkzeuge richtig einsetzt, sondern auch ein eigenes Projekt auf die Beine stellen. Außerdem einen Workshop mit Multifunktionswerkzeugen von Dremel, der sich auf Feinarbeiten wie Glasgravuren konzentriert. „Es macht mir große Freude, mein Wissen weiterzugeben und zu sehen, wie andere DIY-Begeisterte ihre eigenen Projekte zum Leben erwecken“, erzählt Carole.
Über 2 Tonnen Gegenstände
wurden seit Öffnung des Repaircafés im September 2019 repariert statt entsorgt
Reparieren für die Umwelt
Für Carole geht es im Repaircafé aber nicht nur um das Reparieren an sich – auch der Nachhaltigkeitsaspekt spielt eine große Rolle. „Es ist ein tolles Gefühl zu wissen, dass wir seit der Eröffnung im September 2019 durch unsere Reparaturen bereits über zwei Tonnen Gegenstände vor der Müllhalde bewahrt haben“, erzählt sie stolz.
Die Arbeit im Repaircafé, ihre DIY-Workshops und ihr Beruf greifen oft ineinander. Das tiefe Produktwissen, das Carole durch ihren Job bei Bosch Power Tools erlangt, hilft ihr, im Repaircafé passgenaue Empfehlungen zu geben. Auch ihre Workshops bereichern ihre Arbeit: Die Tipps, die sie dort zu Elektrowerkzeugen gibt, sind oft hilfreich, wenn es in ihrem Arbeitsalltag um Kundenanfragen geht. Und nicht nur technisch, auch persönlich wächst sie daran: „Geduld und Organisation sind beim Reparieren genauso wichtig wie in meinem Job.“
Fazit
Das Repaircafé in Vincennes ist ein lebendiger Ort des Austauschs und der Gemeinschaft. Caroles Engagement im Repaircafé zeigt, wie sich Nachhaltigkeit, handwerkliches Können und berufliche Expertise auf inspirierende Weise verbinden lassen. Durch ihre Reparaturen trägt sie aktiv zum Umweltschutz bei, während sie gleichzeitig ihre Fähigkeiten in Workshops weitergibt und von ihrem Fachwissen im Beruf profitiert.
Schon gewusst?
Ein Repaircafé ist kein Café im eigentlichen Sinne, sondern ein Ort, an dem Menschen zusammenkommen, um defekte Alltagsgegenstände wie Elektrogeräte, Kleidung, Möbel oder Fahrräder gemeinsam mit fachkundigen Freiwilligen zu reparieren. Ziel eines Repaircafés ist es, Dinge zu reparieren, anstatt sie wegzuwerfen, und somit die Lebensdauer von Produkten zu verlängern, Müll zu vermeiden und Ressourcen zu schonen. Repaircafés gibt es mittlerweile in vielen Städten und Gemeinden weltweit, und sie sind meist kostenlos oder auf Spendenbasis organisiert.